Wir sind seit 1992 in Estland vertreten. Wir haben eine Tochtergesellschaft in Rapla: As Katimex. Zusätzlich haben wir Partner in Ost-Estland. Wir haben sowohl mit Esten als auch mit russischsprachigen Esten Erfahrungen gesammelt – und sie auch mit uns.
Wir sind mit den Esten Brudervölker, und das merkt man. Wir haben sehr viel gemeinsam. Wir haben 50 Jahre lang „in etwas unterschiedlichen Welten“ gelebt, und das wirkt sich natürlich immer noch auf beide Völker aus. Seit der Unabhängigkeit Estlands 1991 haben wir uns wieder neu kennengelernt. Wir beginnen, voneinander zu lernen, auf beiden Seiten. In der Rezession finden wir vielleicht noch besser zueinander? Bedeutet Zusammenarbeit noch mehr? Brauchen wir uns gegenseitig noch mehr?

In Ostestland haben wir mittlerweile sehr gute Partner. Wir pflegen dort funktionierende Beziehungen zu den Menschen, die größtenteils russischstämmige Esten sind. Die Zusammenarbeit mit ihnen war direkter als mit Russen in Russland.

In Estland sind die Löhne und Kosten während der gesamten 2000er Jahre stark gestiegen. Gleichzeitig ist jedoch die Produktivität nicht im gleichen Maße gewachsen. Der Höhepunkt war die Parlamentswahl in Estland im Herbst 2007. Ein Diskussionsthema war: Wie schnell wird Estland Finnland bei den Löhnen überholen? Es war von wenigen Jahren die Rede. Dabei hatten die Esten Kekkonens Hinweis vergessen: Man muss Geduld beim Wohlstand haben. Andererseits vergessen auch wir das immer wieder, eigentlich ziemlich oft. Natürlich ist es möglich, dass die Esten uns beim Lebensstandard überholen. Selten geschieht das jedoch in nur wenigen Jahren. Auch diesmal nicht.

Im Sommer 2007 wurde ich in Estland zum ersten Mal gefragt: Was bedeutet diese Rezession eigentlich? Die Stimmung dort war schon so, dass es auch schlechter laufen könnte. Ich antwortete, dass man Einnahmen und Ausgaben anpassen und noch mehr Verkaufsarbeit leisten muss. Damals hatte ich wirklich keine Ahnung, woran man sich anpassen muss und wie viel mehr Verkaufsarbeit nötig sein würde.

In unserer Tochtergesellschaft mussten wir unsere Arbeitsweisen grundlegend ändern. Die Anzahl der Angestellten haben wir deutlich reduziert. Die Abläufe bei Katimex sind wesentlich effizienter geworden. Die Produktivität ist erheblich gestiegen. Ich glaube, dass das Unternehmen durch diese Effizienzsteigerung eine Zukunft hat. Das Gefühl ist jetzt viel zuversichtlicher als im Herbst 2006, als wir dort mit den Effizienzmaßnahmen begonnen haben. Damals war unsere Tochtergesellschaft in einem schlechten Zustand. Jetzt atmet sie mit gesunden Lungen.

In der estnischen Volkswirtschaft und bei den Esten gab es eine lange Aufwärtsphase. Der Stillstand und die Anpassung an eine schrumpfende Wirtschaft waren abrupt und schwierig. Schwieriger als bei uns. Die Marktwirtschaft hat ihre Schattenseiten gezeigt. Das soziale Netz ist schwächer als bei uns, aber die Esten sind Überlebenskünstler. Die Menschen von Katimex in Rapla machen es vor. Das inspiriert mich.

Die Esten halten uns für langsam in der Entscheidungsfindung. Die Schweden hingegen finden uns schnell. Ich habe mich immer gefragt, wie dann die Entscheidungsfindung zwischen Esten und Schweden abläuft? Zumindest haben die schwedischen Banken den Esten schnell Kredite gewährt. Das heißt, die Verhandlungen haben geklappt.

Ich glaube fest an Estland und die Esten. Ebenso an Finnland und die Finnen. Auch für die Bekleidungsindustrie kann Estland noch lange ein attraktives Umfeld sein. Es ist wichtig, das Vertrauen zwischen Esten und Finnen zu stärken. Daran möchte ich auch weiterhin arbeiten.

In ein paar Wochen heben wir das Denken auf ein neues Level.

Jukka Krogerus

PS: Vielen Dank für das Feedback. Ich freue mich über weitere Rückmeldungen: jukka.krogerus@dimex.fi

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